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Kastl - 6.12.1997
Heinz Lang

 

Geschlossenheit für das Gymnasium

Kastl (nla) - Wenn notwendig, so schien es in der Sitzung vom 4. Dezember, kann der Kastler Marktgemeinderat auch geschlossen handeln. Die beiden Lager bei der Lauterachtalstraße wollen gemeinsam für das Europäische Gymnasium kämpfen. Bürgermeister Hans Raab und Kreisrat Heinz Lang werden deshalb um einen baldigen Termin beim Landrat bitten. Ein Presseberichterstatter entschuldigte sich förmlich.

Zu Beginn der Sitzung verlas der Bürgermeister ein Schreiben des Presseberichterstatters, in dem dieser sich für seine Beleidigung eines Marktrates in der letzten Sitzung förmlich entschuldigte. Die einleitenden Sätze seines Schreibens beschrieben aber den Vorgang so, wie er aus Sicht der betroffenen Marktgemeinderäte nicht stattgefunden hat.

Bei der Genehmigung des Protokolls der vorangegangenen Sitzung führte auch dieser Punkt zu völlig unterschiedlichen Sichtweisen. Der Bürgermeister wollte den Satz nicht streichen lassen, wonach der Beleidigung ein Disput vorausgegangen sei. Marktrat Schierl stellte fest, daß er seit einem Jahr diesen Berichterstatter ignoriere. Es habe kein Disput vor der Beleidigung stattgefunden. Das Protokoll habe die Funktion einer Urkunde mit hohen Anforderungen an die Wahrheit. Heinz Lang verlangte, daß der Bürgermeister den Disput konkretisiere. Dem mochte der Bürgermeister nicht entsprechen. Lang äußerte den Verdacht, man wolle im Protokoll dem Gerügten nachträglich helfen.

Lang beantragte, wie im Kreistag, künftig ein Tonband mitlaufen zu lassen. Der Bürgermeister hielt dagegen, es werde künftig kein Wortprotokoll mehr geben, was er so verfügen könne. Lieber kein Protokoll, als ein falsches, entgegnete Lang.

Im Zusammenhang mit dem Europäischen Gymnasium verlas der Bürgermeister ein bestärkendes Schreiben des Landrates Dr. Hans Wagner.

Die Gemeinderäte ließen sich vom Bürgermeister und vom Kreisrat über die Situation unterrichten. Bürgermeister Raab berichtete, was bisher geschehen ist und verdeutlichte die Wichtigkeit dieser Einrichtung für Kastl. Sechs Millionen Haushaltsvolumen der Schule dürfen der Region nicht verloren gehen. Heinz Lang ergänzte den bisherigen Erkenntnisstand und entwickelte Modelle, welche die Existenz der Schule sichern könnten. Man vertagte sich mit diesem Thema schließlich in die anschließende nichtöffentliche Sitzung. Deutlich wurde jedoch, daß hier alle Marktgemeinderäte gemeinsam an einem Strick ziehen wollen und nach einem tragfähigen Modell für das Gymnasium suchen werden. Die Verantwortlichen der Schule will man dabei nicht alleine lassen. Ohne Unterstützung der Politik bis hinauf zur höchsten Ebene wird es vorerst aber nicht gehen.

Fortsetzung des Berichtes von der Sitzung am 4. Dezember 1997

 

Kastl (nla) - Wie in der Samstagsausgabe berichtet, wird die Marktgemeinde Kastl eigene Aktivitäten zum Erhalt des Gymnasiums entwickeln. Der Rat folgte damit einer Empfehlung vom 2. Bürgermeister, Herbert Braun, jetzt nicht länger zu warten.

Noch zum letzten Pfingstfest drohte eine Einschränkung des Unterrichtsbetriebes bereits für dieses Schuljahr. Diese harte Entscheidung ist durch den Einsatz von Landrat Dr. Hans Wagner und Staatssekretär Rudolf Kraus zwar bis zum Jahr 2000 vom Tisch, jedoch drängt die Zeit, wenn bis dahin ein tragfähiges Schul- und Finanzierungsmodell stehen soll, so Kreisrat Heinz Lang.

Nochmals kam das Thema "Telefonzelle Pfaffenhofen" auf die Tagesordnung. Der Marktgemeinderat hatte der Telekom angeboten, die Grundgebühr für das nächste Jahr zu erstatten, weil man sich von der anstehenden Privatisierung der Telekom eine Chance erhofft hatte. Die Telekom hatte auf das Protestschreiben reagiert, war jedoch zu Zugeständnissen nicht bereit. Der Marktgemeinderat zeigte sich enttäuscht über die unbewegliche Haltung. Der Bürgermeister verwies auf Situationen, in denen die Telekom sicher auch einmal wieder auf die Gemeinde angewiesen sein wird. Die Verwaltung wird ein entsprechendes Schreiben verfassen.

Schließlich gab der Bürgermeister seinen Jahresbericht 1997. Der Gemeinderat traf sich zu 13 öffentlichen und 12 nichtöffentlichen Sitzungen. Dabei wurden 266 Beschlüsse gefaßt und 59 weitere Punkte beraten. Die wichtigsten Investitionen bis zum Sitzungstag waren 584 000 Mark für das Baugebiet Utzenhofen, 101 000 Mark für Radwege und Gehwege, 23 000 Mark flossen ins Baugebiet und 11 000 Mark für dessen Erschließung. Rund 2,2 Millionen Mark wurden für die Abwasserbeseitigung und 72 000 Mark für den Oberflächenkanal im Hainthal ausgegeben. Für Grunderwerb benötigte man 197 000 Mark. 666 000 Mark wurden zur Schuldentilgung aufgebracht. Zusammen sind das rund 3,876 Millionen Mark.

Am Sitzungstag lagen der Gemeinde 1,495 Millionen unbezahlte Rechnungen vor, wovon nur ein kleiner Teil heuer noch beglichen wird. An Krediten hat man sich dieses Jahr insgesamt 1,371 Millionen Mark besorgt. Damit ist der Schuldenstand, die Mittel von Bayerngrund eingerechnet, auf 10,333 Millionen Mark angewachsen. Auf die Nachfrage, daß man bei der Haushaltsaufstellung davon ausgegangen sei, etwa im August 1997 einen Nachtragshaushalt machen zu müssen, wenn das Baugebiet in Utzenhofen nicht den erwarteten Abverkauf möglich macht, antwortete der Kämmerer, daß man sich zum Jahresende diese Arbeit ersparen sollte.

Am Ende seiner Ausführungen stellte der Bürgermeister fest, daß das Klima im Marktgemeinderat nicht mehr so sachlich sei wie früher. Spätestens mit der Ladung zur Sitzung verbreite sich ein ungutes Gefühl mit dem Wunsch, wenn es doch nur wieder vorbei wäre. Er hoffe, daß im kommenden Jahr wieder zu einer anderen Arbeit gefunden werde.

2. Bürgermeister Herbert Braun dankte dem Bürgermeister für die geleistete Arbeit und bestätigte das Bemühen des Bürgermeisters, alle Gemeinderäte zu informieren.

3. Bürgermeister Heinz Lang bestätigte die schlechte Gefühlslage. Er hätte sich bisher für die Geselligkeit im Marktgemeinderat engagiert. So, wie es ist, macht es keinen Spaß mehr. Lang erinnerte an sein e-mail zum Bürgermeistergeburtstag vom Oktober, in dem er Gesundheit und die Kraft zu ständigem Neuanfang gewünscht hatte. Ausdrücklich bedankte er sich besonders bei denen, die sich trotz einer anderen Haltung in der Sache ihren Anstand erhalten haben.

Auf Vorschlag des 2. Bürgermeisters Braun gingen die Markträte, nach längerer Pause in dieser alten Tradition, erstmals wieder gemeinsam zu einem anschließenden Umtrunk.

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