Kastler Illustrierte Bürgerinformation, Heinz Lang                            Ausgabe Mai 2001- Nr 2
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Informationsveranstaltung in Lauterhofen (von Hans Braun)

LAUTERHOFEN (nbs). Die Stadtwerke Neumarkt standen bei der Informationsveranstaltung wegen dem geplanten Grundwasserbezug aus dem Hallerbrunnen bei Lauterhofen unter heftigen Beschuss. „Weil die Neumarkter ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben wollen sie nun Trinkwasser aus dem Hallerbrunnen“, hieß es von mehreren Diskussionsteilnehmern. „Wir werden als Bittsteller in Lauterhofen nicht umhinkommen“, bedauerte Jürgen Madeisky.

Aus der geplanten Informationsveranstaltung wurde eine lebhafte Diskussionsversammlung. Die rund 200 Besucher in der Mehrzweckhalle der Schule, zu der die Regierung der Oberpfalz einlud, kamen zu Zweidrittel aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach – dem Lauterachtal - um ihre Bedenken wegen der zu befürchteten Verringerung des Lauterachwassers zu äußern. Bürgermeister Helmut Neumann, der mit Regierung der Oberpfalz auf diese Aufklärungsveranstaltung hinwirkte meinte: „Damit endlich nur noch echte Wahrheiten auf den Tisch kommen!“

Als Moderator der Veranstaltung fungierte der Leitende Baudirektor für Wasserrecht an der Regierung der Oberpfalz, Jörg Ehrnsberger. Mit von der Runde waren Baudirektor Mittermeier und Regierungsoberrätin Andrea Rosenberg. Vom Landratsamt Neumarkt als Genehmigungsbehörde waren vertreten Manfred Wiesenberg und Claudia Kemper.  Wie Ehrnsberger sagte ist der „Zug noch nicht abgefahren, auch wenn die Emotionen derzeit hoch fahren. Der Regierungspräsident entschied diese Angelegenheit, der Wasserentnahme der Stadt Neumarkt aus dem Hallerbrunnen sogar zur Chefsache, wie der Gast aus Regensburg informierte. Ehrnsberger beruhigte die Bürger, das nichts passieren wird, ohne das die Bevölkerung darüber informiert wird.. Sowohl vom Zweckverband der Wasserversorgung der Pettenhofener Gruppe als auch die Stadt Neumarkt liegen bislang bei der Regierung keine Anträge für Wasserrechtsverfahren vor. Die Stadtwerke Neumarkt beabsichtigen, wie bereits bekannt ist, eine Abnahme aus dem Hallerbrunnen von 45 Sekunden-Liter. Der Zweckverband der Pettenhofener Gruppe, dem bislang 15 Sekundenliter zustehen – 200000 Kubikmeter - entnimmt derzeit bis zu 25 Sekundenliter, entsprechend 325000 Kubikmeter im Jahr. Der Hallerbrunnen liefert im Jahr mit einer Schüttung zwischen 80 und 130 Liter pro Sekunde rund drei Millionen Kubikmeter Trinkwasser, wie Simon Hofmeister vom Wasserwirtschaftsamt Regensburg vortrug. Beide Wasserversorgungsunternehmen würden zu Spitzenzeiten aus dem Hallerbrunnen rund Zweidrittel Trinkwasser verbrauchen. Der beauftragte Geologe Dr. Brösl ist derzeit dabei die Anträge zu den wasserrechtlichen Verfahren des Zweckverbandes der Pettenhofener Gruppe und der Stadt Neumarkt, jeweils getrennt, vorzubereiten wozu noch nötige Messungen und Datenerhebungen ausstehen. Ebenfalls ist Dr. Brösl beauftragt das rechtliche Verfahren für das Wasserschutzgebiet des Zweckverbandes der Pettenhofener Gruppe einzuleiten.

Oberbürgermeister Alois Karl aus Neumarkt wollte in Lauterhofen Klarheit schaffen wobei er auf das hohe Gefährdungspotential verwies, wenn nur ein Brunnen, wie in Neumarkt - die „Miss“ - zur Verfügung stehe. Karl bleibe keine andere Wahl, wie er sagte, für die Neumarkter Versorgung ein zweites Standbein zu schaffen. Nach Aussage des Stadtoberhauptes aus Neumarkt sollte nur bei Hochwasserabfluss aus dem Hallerbrunnen Wasser nach Neumarkt geleitet werden. Karl rief zur politischen Verantwortung auf, wenn von „Wasserklau“ gesprochen wird. Karl: „Es darf bei einer gemeinsamen Nutzung mit Neumarkt keine Situation geben, dass Lauterhofen selbst zu wenig Trinkwasser habe und Lauterhofen darf mit Neumarkt nicht in eine Minderheitensituation kommen. Für sinnvoll hält es Alois Karl, wenn das künftige 13 Quadratkilometer große Wasserschutzgebiet gemeinsam „getragen“ würde.

Bürgermeister Hans Raab aus Kastl bat die Verantwortlichen der Wirtschaftsämter Amberg und Regensburg ihre Zahlen allen Interessierten zugänglich zu machen. Selbst bei einer Abnahme von 30 Liter in der Sekunde für den Zweckverband der Pettenhofener Gruppe habe der Kastler Bürgermeister keine Einwände, jedoch sollte eine Ableitung nach Neumarkt verhindert werden. Dazu forderte Raab zum bevorstehenden Wasserrechtsverfahren die Bürger auf, viele Sachargumente zu sammeln, die sich gegen eine Wasserlieferung nach Neumarkt richten.

Im Rahmen der Wasserwirtschaft appellierte Stadtwerksdireketior Manfred Tylla aus Neumarkt für eine „kluge und saubere Wasserpolitik. Energisch widersprach Tylla den Anschuldigungen, die Neumarkter hätten ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Wie Tylla sagte, habe Neumarkt seit zehn Jahren eine rückläufige Tendenz im Wasserverbrauch. Die neue Wasserleitungstrasse vom Hallerbrunnen nach Neumarkt würde über Pelchenhofen verlaufen, unterrichtete Tylla. Dr. Weiß vom Wasserwirtschaftsamt Amberg erläuterte die verschiedenen Pegelmessungen der Lauterach wofür das Wasserwirtschaftsamt Amberg zuständig ist. Wie Dr. Weiß sagte, befinde sich in der Nähe des Hallerbrunnens keine verlässliche Messstelle.  Der Abfluss der Lauterach beträgt zwischen 0,7 und 2,5 Kubikmeter in der Sekunde. Mit 100 Sekundenliter hat der Hallerbrunnen einen Anteil an der Lauterach von etwa einem Fünftel.

MdL Armin Nendwig fragte, was das Wasserwirtschaftsamt Amberg endlich unternehme, um im eigenen Amtsbereich die Messstellen selbst zu betreuen. Nendwig: „Ich kann doch nicht eine Behörde, wie dem Wasserwirtschaftsamt Regensburg die zugleich das Interesse hat und öffentlich verkündete, das sie dem Verfahren zustimmen wird, im Bereich des Wasserwirtschaftsamt Amberg Messungen gestatten“. „Da stellen sich für mich als Volksvertreter alle Haare auf“, so Nendwig.. Nendwig hat sich, wie er sagte, inzwischen auch an die bayerischen Behören gewandt. „Wie kommt die Marktgemeinde Lauterhofen ihrer Verantwortung gegenüber ihren unten liegenden Nachbarn nach, fragte Nendwig, da Lauterhofen weiterhin „Herr des Verfahrens ist“.   Nach Meinung von Kreis- und Marktrat Heinz Lang aus Kastl reicht das Wasser für Neumarkt, selbst wenn der Hallerbrunnen zur Verfügung stünde immer noch nicht. Damit das Wasser in Neumarkt reicht müssen, so Lang, „die Neumarkter andere Maßnahmen ergreifen“. Die Triebwerksbesitzer entlang der Lauterach erinnerten noch an die Altwasserrechte. Von der Fischereigenossenschaft verwies Josef Wiesner auf das wasserarme Gebiet entlang der Lauterach. Gegen eine Wasserlieferung sprach sich auch Bürgermeister Gerhard Schärl aus Hohenburg aus.

 

 

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