Unsicherheiten in der Planung sehen wir vom heutigen Standpunkt aus
zudem in zwei Bereichen, die wir kaum aktiv beeinflussen können: dem Markt
und der Währung. Zum einen steigt durch die eben angesprochene
Konjunkturschwäche der Preisdruck, da auch die Rahmenbedingungen für
unsere Kunden schwieriger werden. Die üblichen jährlichen Preisnachlässe
fallen deshalb 2002 höher aus als geplant - und zwar in allen Segmenten.
Zum anderen wird unser Ergebnis durch einen schwachen Dollar belastet.
Nachdem wir in unserem Budget von einem Kurs von rund 0,93 Cent
ausgegangen sind, der Dollar inzwischen aber bei 0,96 Cent steht, ergeben
sich auch hieraus gewisse Unwägbarkeiten. Insgesamt sind wir aber trotzdem
vorsichtig optimistisch.
Für 2002 rechnen wir im Vorstand bei einer baldigen Konjunkturerholung
mit einem Umsatzwachstum von bis zu 10 % (Vj. 721). Getragen wird diese
Zuversicht einerseits von gestärkten Markt- und Marktanteilspositionen in
nahezu allen Produktbereichen und andererseits von einer doch hohen
Planerfüllung im bisherigen Jahresverlauf. Dieser Geschäftsplan wurde mit
der Maßgabe "konservativ - realistisch" erstellt, was sich für die ersten
fünf Monate des Jahres als richtig erwiesen hat. Es sollte aber nicht
unerwähnt bleiben, dass wir für die zweite Jahreshälfte mit einer
sichtbaren Konjunkturerholung vor allem in den USA gerechnet haben, was z.
Zt. noch nicht als gesichert gelten kann.
Auch in anderen Märkten wie z.B. in der Türkei ist der erwartete
Aufschwung bisher ausgeblieben. Sollte die wirtschaftliche Entwicklung im
zweiten Halbjahr deutlich hinter unseren Planungen zurückbleiben, wird es
schwierig, die von uns prognostizierte, zum Umsatz überproportionale
Gewinnsteigerung zu erreichen. Im Vergleich zum Vorjahr gehen wir jedoch
weiterhin von einem Ergebniszuwachs aus.
Meine Damen und Herren, die Verbesserungen in unseren Geschäftssystemen
und in den Prozessabläufen sowie die Konzentration auf neue Innovationen
und Technologien haben dazu geführt, dass die Grammer AG von den Kunden
immer häufiger als hoch qualifizierter Systementwickler anerkannt wird -
eine Tatsache, die unsere Marktposition deutlich stärkt. Lassen Sie mich
dies mit einigen markanten Beispielen aus den Produktbereichen
belegen:
Im Bereich Automotive Interior Systems möchte ich die komplexe hintere
Mittelarmlehne der neuen BMW 7er Reihe anführen, die wir "Just in
Sequence" an das Band des Kunden liefern. Wir fertigen bei diesem Produkt
bis zu 22.000 verschiedene Variationen; bei voller Bestückung ist eine
Mittelarmlehne 4.000 € wert. Natürlich kann ein solches Produkt nicht
vorbeugend auf Lager produziert werden. Die heutige Automobilindustrie
erfordert eine entsprechende Fertigungs- und Logistikflexibilität, durch
die auch ein solch komplexes Produkt in zwei bis drei Tagen nach Abruf
bereitgestellt werden kann. Grammer beweist diese Fähigkeit täglich.
Im Segment Seating Systems nehmen die Komfortsitze für Lkws mit bis zu
39 Funktionen, die High Tech-Sitze für den Agrar-, Bau- und
Industriebereich sowie Luxussitze für den Bahn- und Busbereich einen immer
größeren Anteil am Geschäftsvolumen ein. Ab Juni dieses Jahres wird
Grammer auch die neue Magnetschwebebahn Transrapid in Shanghai/China
bestücken - ein weiterer Beweis für unsere hohe Kompetenz und das
hervorragende Image von Grammer-Sitzen.
Im Jahr 2002 und darüber hinaus wollen wir unser Augenmerk noch stärker
auf Innovationen und Kundenorientierung richten. Auf dieser Basis sehen
wir bei der Grammer-Gruppe gute Chancen für weiteres profitables
Wachstum.
Die Investitionsplanung sieht ein Konzernvolumen von 33 Mio. € vor. Im
Vordergrund stehen markt- und technologieorientierte Projekte, wobei etwa
18 Mio. € auf den Bereich Automotive Systems, 13 Mio. € auf das Segment
Seating Systems und der Rest auf den Zentralbereich entfallen. Die
Finanzierung der Konzerninvestitionen wird wieder voll aus dem Cash-Flow
erfolgen können.
Die Zahl der Beschäftigten dürfte im laufenden Jahr trotz der
Umsatzsteigerung in etwa gleich bleiben. Erstmals wollen wir 2002 neben
den Führungskräften auch alle anderen Mitarbeiter im Konzern am
Unternehmenserfolg beteiligen und damit den wertorientierten
Managementansatz konsequent weiterführen. Ausschlaggebend für die Zahlung
der erfolgsabhängigen Gehaltskomponente ist das Übertreffen der
budgetierten Kapitalrendite, die 2002 bei etwa 11 % liegen soll.
Zusammenfassend glaube ich sagen zu dürfen, dass sich die Grammer AG in
schwierigem Umfeld nicht nur behauptet, sondern positiv weiterentwickelt.
Trotz des massiven Preisdrucks am Markt haben wir ein gutes Potenzial für
profitables Wachstum. Wenn wir die Rationalisierungsmaßnahmen konsequent
fortführen, ergeben sich weitere nennenswerte Möglichkeiten zur
Kostensenkung. Diese resultieren vor allem aus
- der Gesamtprozessbetrachtung bzw. -optimierung
- einem durchgängigen Supply Chain Management,
- der Komplexitätsreduzierung bei den Produkten und in der Verwaltung
sowie
- der globalen Vernetzung.
Hier liegen wichtige Schwerpunkte und Prioritäten für die globale
Führungsmannschaft der Grammer AG, und wir sind überzeugt, dass wir auf
diesem Wege auch in der Zukunft erfolgreich sein werden.
Ich möchte hiermit meinen Bericht schließen und meinen für Finanzen
zuständigen Kollegen Alois Ponnath bitten, nun mit harten Zahlen und
Fakten aus 2001 und den ersten Monaten 2002 die von mir dargestellte
Gesamtentwicklung des Unternehmens zu untermauern.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. |